Ein BRemer Politiker bekam vor einige Jahre böse Reaktionen auf seine Aussage, dass es im Winter halt manchmalt Schnee gibt. Das würde doch kein Verkehrschaos verusachen und überhaupt…

Doch sind wir einma ehrlich. Wieviele Tage Schnee haben wir in den letzten zehn Jahre gehabt? Zwanzig? Dreißig? Und was kostet das Vorhalten von Resourcen wie Fahrzeuge und Personal für den Fall das?

Genau, aus meiner Sicht eine nicht wirklich ausgeglichenen Bilanz. Ja, gewisse Vorkehrungen muss man als Staat haben, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren, aber auch die Bürger (Sie und ich also) haben unseren Anteil daran. Sind wir einmal ehrlich, ist es wirklich unzumutbar frühger aufzustehen um zu versuchen rechtzeitig zur Arbeit zu erscheinen? Kann, darf, muss das nicht von mir erwartet werden, als Teil einer Gesellschaft?

Vergessen wir nicht, es wird an alle Mögliche und vor Allem Unmögliche Stellen im öffentlichen Haushalt gekürzt, etwas was viele Bürger eindeutig gegen den Strich geht. Manchmal berechtigt (wenn es um Bildung und Soziale Themen geht) und manchmal aus meiner Sicht nicht ganz so berechtigt, wenn es darum geht die Bequemlichkeit ein Kissen unterzuschieben, bzw. wenn die Proteste sich dagegen richten, dass die bequeme Kissen weggezogen werden.

Würden wir die Bereitschaften für den Winter zwischen Anfang Dezember und Ende Febrzar auf dem für akut notwendigen Niveau aufrechterhalten, würde das erhebliche Löcher in der Haushalten verursachen. Die kann man dann wieder auf zwei Arten dichten.

Der eine ist eine Erhöhung der Steuer, welche dann wiederum vor allem die Menschen tragen, die tatsächlich Steuern bezahlen und weniger die große Unternehmen die sich steuerlich so positionieren, dass sie unterm Strich im Verhältnis zum Einkommen kaum etwas zahlen. Also völlig undenkbar, denn das würde die Wählerschaft nicht gerne sehen.

Der andere Methode wäre die Haushalten zu kürzen. Hier ein Kind mehr im Kindergarten, da eine Tarifgruppe niedriger bei Einstellung und so weiter. Das sind so die kleine, sanfte, oft unbemerkte Kürzungen die Geld (zu) sparen (scheinen).

Und Qualität kosten.

Warum kosten diese Kürzungen Qualität? Nun, das ist ganz einfach. Mehr Kinder in einer Gruppe im Kindergarten bedeutet weniger Zeit für einzelne Kinder. Dann fragen Sie natürlich, was, bei nur einem Kind ist das doch nicht viel? Immerhin 5% mehr Kinder in einer Gruppe, das bemerkt man schon. Auf 20 Gruppen spart man also ein Fachteam ein, das gibt, wenn ich alles zusammenkratze, doch wieder Geld für anderes. Doch das ist ein trugschluß, denn weniger Aufmerksamkeit für das einzelne Kind bedeutet auch, dass die dringend notwendige Förderung und Forderung der Kinder zurückgestellt wird. Sprachförderung oder Windelwechseln, was kommt zu erst? Hat eine erzieherin noch Zeit sich ordnungsgemäß vorzubereiten, oder verkommt der Kindergarten zu eine reine Aufbewahrungsanstalt gesteuert von Klinken- oder Schwellenpädagogik? Die Zeiten gab es doch schon einmal, wo diese Aufbewahrungsanstalten stolz präsentiert wurden als die Möglichkeit für Frauen sich beruflich zu entfalten – mit im Hintergrund der (zugegeben böse unterstellte) Gedanken, dann die Löhne niedrig halten zu können und gleichzeitig das Personalpotential mengenmäßig zu vergrößern. Löhne niedrig, das gehtm, weil beide Partner jetzt arbeiten können und sogar Alleinerziehenden könnten nun eine Arbeit aufnehmen, denn für das Kind wird ja gesorgt.

Jahrzehnten lang wurde gekämpft um ein vernünftigen pädagogischen Standard in Betreuungseinrichtungen, basierend auf der Erkenntnis, dass der fehlenden Familienkontext in ein wesentlcíchen Abschnitt der Erziehung ein fachlich kompetenten Ersatz erforderlich machte. Und jetzt wird ganz heimlich und leise an diese Errungenschaften gerüttelt. Und zwar ohne Aufrechterhaltung eines ständigen Winterdienstes die Schnee wie heute sofort und allumfassend jeder Zeit bekämpfen könnte.

Die Folge aber einer Herabsetzung der Kindergartenstandards, durch Erhöhung der Kinderzahl in einer Gruppe, hat aber noch weitere Folgen. Kinder werden in viele Bereiche nicht (ausreichend) gefördert, kommen mit Defizite in der Schule, wo die Situation nicht wirklich besser ist, und drohen am Ende der Schulpflicht ohne einen vernünftigen Abschluss dazustehen. Dann werden es schnell Problemjugendlichen, Es werden Programme gestartet die diese GRuppe begegnen udn begleiten soll und soweiter.

Dann fliegt das heute durch eine Erhöhung der Kinderzahl in einer Gruppe eingesparte Geld schneller raus, als wir es heute einsparen können.

Aber was soll’s, das problem sehen wir ja erst in zehn oder fünfzehn Jahre, dann sind anderen verantwortlich, gibt es ein anderen Haushalt, also, was juckt es uns?

Und dann kommt noch die zweite Methode der leise Einsparung: Niedrigere Gehälter, gelegentlich aufgebessert mit Sonderzahlungen für besondere Lagen.

Hier zeigt sich dann extrem, wie gefährlich es ist, wichtige Berufe auf kaltem Wege ausbluten zu lassen. Denn wir haben heute in alle soziale Berufe ein erheblichen Fachkräftemangel, obwohl es durchaus ein Personalpotential gibt. Zahlenmäßig gibt es nicht zu wenig Leute, doch die niedrige Bezahlung in Kombination mit der hohen Arbeitsbelastung (nicht zuletzt durch die Erhöhung der Gruppenfrequenz um 5%…) führen dazu, dass der Erzieherberuf unatraktiv ist. Wer tut sich das an 40 Stunden hoch konzentriert mit großer Verantwortung für ein Anfangsgehalt von € 2866, um nach 15 Jahre dann (nach heutigen Stand) gerade einmal € 700 mehr zu bekommen? Dabei frage ich nicht, wer bereit ist für knapp € 200 mehr im Monat so einen zirkuszelt noch zu führen.

Sie sehen, das Vorhalten eines schnell reagierenden Winterdienstes würde gerade in diese Bereiche (wobei sie exemplarisch sind und die Rechenbeispiee sich sicher auch auf andere „systemrelevante“ Berufsgruppen übertragen lassen), verheerende Folgen haben.

Ist es da zuviel gefragt um als Teil dieser Gesellschaft selbst ein wenig mit Verantwortung in dieser Schneezeit zu übernehmen?

In diesem Sinne,

Olav