Stellen Sie sich einmal folgendes Szenario vor:

Sie begegnen einen Mann dessen Lehre sie fasziniert. Sie beobachten ihm für eine Weile, hören hin und wieder zu wenn er erzählt und dann, eines Tages, hören Sie seinen Aufruf „Komm und folge mir nach!“

Es ist ein persönlicher Aufruf, nicht an irgendjemand in der Menge gerichtet, sondern an Sie ganz persönlich. Da es keine große Verbindlichkeiten gibt und weil sie richtig in seinen Bann gezogen sind, folgen Sie den Aufruf und in den nächsten drei Jahre kommen Sie diesen Mann immer näher. Sie hören seine Worte, sehen sein Handeln, erleben ihm auch dann, wenn keine Menge zusieht oder zuhört. Irgend etwas ist anders an diesem Mann, irgend etwas, aber was.

Selbst äußert er sich nur indirekt zu seinem Anders-sein. Aber das, was Sie spüren, ist zu groß um wahr sein zu können. Aus der Geschichte Ihres Volkes heraus kennen Sie die Ankündigung, dass es ein Erlöser geben wird, sollte es dann endlich soweit sein?

Es würde gut passen, denn Ihr Land ist gerade besetzt und gilt zwar als „befriedet“ aber die Spannungen sind unterschwellig immer noch zu spüren. Sie sehen wie das Volk reagiert, sehen wie das Volk meint, er ist der Erlöser und er wird sie erlösen, von den Besetzern, die das Land gestohlen haben. Erlösen von diesen Herrscher der irgendwo weit weg sitzt udn dessen Gesicht auf Ihre Münzen steht. Er wird sie befreien!

Sie sehen aber auch wie die Führer ihres Landes sich fürchten, denn wenn er tatsächlich das Volk von den Besetzern erlösen wird, ist auch ihre Macht gefährdet. Sie fahren ziemlich wohl bei der Erwartung, dass es einen Erlöser geben wird und nichts könnte sie mehr in ihr Geschäft beeinträchtigen als der Tatsache, dass er endlich gekommen sei. Und auch wenn er es nicht ist, das Volk sieht ihm als solches, er wird der neuen König sein, das Ende der Macht der heutige Führer ist so oder so nahe gekommen.

Dann geschieht das Unfaßbare. Ihr Vorbild wird verhaftet, widersetzt sich diese Verhaftung nicht einmal und das Volk, das sieht wie er sich gefangen nehmen lässt, spürt das er nicht in der Lage sein wird sie von den Besetzern zu befreien. Er hat sie belogen, verführt, in Gefahr gebracht, denn was wäre geschehen, wenn der Besetzer sich repressiv gegen das Volk gewandt hätte. Wie willkommen ist also diese Verhaftung, wie willkommen das Gerichtsverfahren, auch wenn es erkennbar einen Farce ist? So ist man schön aus der Schlamassel, man braucht sich die Hände nicht selbst dreckig zu machen, das macht der Besetzer schon.

Doch Sie, Sie kennen auch die andere Seite dieses Mannes. Obwohl Sie betroffen sind, nein besser gesagt, Sie sind schockiert, in Ihrem Grundfesten des Glaubens erschüttert, irgendwo tief in Ihnen bleibt noch ein Spranken Hoffnung.

Doch diese Hoffnung stirbt mit diesem Mann. In dem Augenblick, dass er hingerichtet wird realisieren Sie sich „Es ist vorbei!“. Die plötzlich einbrechende Dunkelheit passt ganz gut, sie fühlen sich verlassen, fürchten nun um ihr eigenes Leben, denn bleibt es bei dieser eine Hinrichtung oder werden allen die diesen Mann zu nahe gestanden haben jetzt nach und nach verhaftet und mit hingerichtet?

Er hat seine letzte Ruhestätte bekommen, wurde erst einmal zur Ruhe gelegt, jetzt bloß nicht auffallen.

Doch dann kommt eine Nachricht die noch erschütternder ist als die Nachricht der Verhaftung, der Prozess und die Hinrichtung zusammen. Das Grab ist leer und angeblich soll der Mann noch am Leben sein. Nicht nur das, der ein oder andere soll ihm sogar begegnet sein. Unfaßbar aber dann kommt der Augenblick, er steht vor ihnen und sie erkennen ihm nicht nur, sie wissen, dass es ihm ist. Der, der vor drei Tage noch hingerichtet wurde.

Noch scheint nicht alles verloren, plötzlich bekommt vieles eine Bedeutung die sie sich nicht getraut haben zu glauben. Tief in sich wissen Sie, er ist tatsächlich der versprochenen Erlöser, allerdings hat er Sie nicht von weltliche Mächte befreit, sondern er hat Ihnen endlich das ermöglicht, was Sie schon so lange gewünscht haben. Sie glauben nicht länger, er sei der Erlöser, sie glauben nicht länger, er sei der Sohn Gottes, nein, Sie wissen es.

Es gibt noch etwas das Sie wissen, das was für vielen das Ende erschien ist er der Anfang gewesen. Jetzt geht es erst richtig los, die Arbeit wartet.

So stelle ich mir vor, muss es der eine oder andere Jünger gegangen sein in den Tagen rund dem Pessachfest damals.

Und ich? Nun, ich habe das Privilieg in meinem Leben etwas erfahren zu haben, was mich zu der gleichen Überzeugung gebracht hat. Kein Glauben mehr, sondern Wissen.

Das ist, was ich jeder LeserIn dieser Seite wünsche, so wie es mir in ein mehr als turbulenten Zeit in meinem Leben ergangen ist, diesen Augenblick der Bewußtwerdung, die tiefe innere Gewißheit, ja es gibt ihm, der auferstandenen Jesus und ja, seine Hinrichtung war auch dafür da, dass ich mein Leben in einer persönliche Beziehung zu Gott hin gestalten darf.

Was das mit meine Arbeit zu tun hat? Nun, abegsehen davon, dass ich versuche meine Arbeit aus eben dieser Beziehung zu Gott zu erledigen, macht es mir Mut, die Hoffnung nicht aufzugeben.

In diesem Sinne,

 

Olav