Zwei Männer verabreden sich zum Basketballspiel. Beide sind hochmotiviert und mit großer Begeisterung fangen sie das Spiel an. Doch schon schnell wird deutlich, einer der Beiden ist hoffnungslos unterlegen. Hat er mal den Ball, ist er ihm schneller wieder los als er schauen kann. Er dribbelt wunderbar, ist rasend schnell aber, leider nicht ganz so groß, was dazu führt dass sein Gegenüber, der zwar etwas tiefer bücken muss beim Dribbeln den Ball abfängt in dem Augenblick, wo der andere ihm wirft.

Das Ergebnis des Spiels ist vernichtend für den ersten. Nur einmal trifft er den Korb und das auch nur, weil sein Gegenspieler ihm gnädigerweise die Ehrenpunkte machen lässt.

Hoecker und Nowitzki haben gespielt.

Das Spiel war gerecht, denn es galten für beiden die gleichen Regeln.

Oder?

Gestern habe ich über sozial geschrieben, heute geht es um Gerecht. Nicht immer ist das, was zunächst gerecht erscheint auch wirklich gerecht, geschweige denn, wird das was wir als gerecht empfinden rechtlich auch so bewertet. Manchmal ist das gut, manchmal ist das aber absolut unsinnig.

Das für die Inanspruchnahme von Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch für jeder die gleichen Regeln gelten ist von der Gedanke her natürlich gerecht. Wer viel hat bekommt wenig (oder nichts) und wer nichts hat bekommt viel (oder auch nichts, aber dazu später mehr).

Wenn wir uns dann in Richtung des Bildungssystems bewegen, muss schnell deutlch werden, dass das was im Gesetz steht manchmal einfach ungerecht ist. An ein wichtiger Grundsatz der Rechtsprechung wird nämlich völlig vorbei gegangen:

Gleiches soll grundsätzlich gleich, Ungleiches grundsätzlich nach seiner Eigenart bewertet werden…

Kinder werden in Deutschland, und weite Teile der Welt, nicht nach ihre Entwicklung eingeschult, sondern nach dem Alter. Individuellen Entwicklungsstufen werden zunächst nicht berücksichtigt, hat ein Kind einen Entwicklungsrückstand, so kann es auf Antrag ein Jahr später eingeschult werden. Super, so begegnet man dann doch, über einen Umweg, die Bedürfnisse des Kindes und schafft, vorausgesetzt alle Beteiligten spielen nach dem Antrag ihre Rolle richtig und erfüllen die Erwartungen der Förderung, für dieses Kind ein besseren Chance auf ein aktiven Teilhabe am Bildungsprozess. Doch einfach ist es nicht eine Verschiebung des Eintrittsalters zu erreichen und Eltern die nicht so versiert sind im Umgang mit Anträge versemmeln da häufig etwas. Und es gibt auch Eltern die nicht wahr haben wollen, dass ihr Kind nicht ganz so schnell ist wie andere Kinder und deswegen darauf pochen, ihr Kind soll eingeschult werden. Das damit das Kind nicht gedient ist, müsste jeder Beobachter deutlich werden.

Einfacher haben es dann natürlich die Kinder, die einen Entwicklungsvorsprung haben.

Denkt man.

Vielleicht.

Nein, auch hier gilt, nicht die Entwicklung des Kindes, sondern das Alter ist das Maß aller Dingen. Und kann man bei ein Kind mit eine Verzögerung noch einen Antrag auf Verschiebung stellen, der behördlicherseits dann durchaus wohlwollend betrachtet wird, so kann man da als Eltern eines Kindes mit einen Vorsprung oft nur von träumen. Das Kind wird noch ein Jahr in ein Kindergarten geparkt, mit alle dazu kommende Probleme.

Aber dann geht es doch los, endlich wird eingeschult und jetzt geht es wirklich gerecht zu.

Alle Kinder lernen lesen, schreiben und rechnen. Alle, wirklich alle, auch die es schon längst können. Und diese, zusammen mit die Kinder die sich im Entwicklungsnormbereich befinden, warten auf die Kinder die nicht ganz so schnell sind. Das ist eine enorme Herausforderung am Sozialverhalten gerade der Kinder, die wirklich schneller lernen. Erinnern Sie sich vielleicht an den einen oder anderen Vortrag, denen sie aus irgendwelche Gründe anhören müssten aber deren Inhalte sie weder überrascht noch wirklich interessiert haben, stärker noch, sie wissen schon mehr als der Referent? Und nachgefragt nach dem was Sie wirklich interessiert werden Sie vertröstet auf ein weiteres Seminar in zwei oder drei Jahre? Frustrierend, oder?

Und es ist nur ihr ausgeprägtes Pflichtbewusstsein, dass dazu führt, dass Sie während dem Vortrag nicht laut anfangen zu singen oder sich mit ihrem Nachbarn unterhalten.

Das Schulsystem ist gerecht und die Schule auch, für jeder gilt die gleiche Anforderung.

Pupsekuchen!

Das System ist faul und stinkt, es ist ungerecht. Denn entgegen das, was sinnvoll ist, Ungleiches nach seiner Eigenart bewerten, wird Ungleiches gleich bewertet.

Gerecht wäre es, wenn man für bestimmte Abschlüsse nicht nur ein Anforderungsprofil hat und dazu ein klar definierten Katalog der zu erbringende Leistungen und Performances, sondern dies gleichzeitig löst von eine Anforderung am Alter. Wer zeigt, dass er die gestellte Anforderungen erfüllt kann weiter und muss nicht warten bis auch die letzten gelandet sind.

Noch schlimmer ist, dass die glaube ich gestern bereits erwähnte Forderung der 68-er Generation, dass ein Studium nicht von Herkunft oder Finanzkraft der Eltern abhängen darf (Formuliert als „Jeder muss studieren können!“), inzwischen verkommen ist zu ein „Jeder muss studieren können!“ – auch wenn ihm das Zeug dazu fehlt. Und um das zu erreichen, die Anforderungen um ein bestimmten Abschluss zu erlangen einfach nach unten geschraubt werden.

In der Öffentlichkeit werden Sie kaum einen Lehrperson finden die dies offen zugibt, in der Praxis und hinter vorgehaltener Hand bekommen Sie es bestätigt. Der ständigen Druck auf Lehrpersonen, doch möglichst viele Kinder „einen Schulabschluss zu ermöglichen“ führt da zu, dass der Abschluss immer weniger wert wird. Weil das System ungerecht ist.

Bildung devaluiert und das erscheint mir mittlierweile kein Zufall mehr. Erinneren wir uns an den Bildungsrandgruppen die anfällig sind für starke Führer denen ihnen die Verantwortung eigener Entscheidungen abnehmen und Information nur nach eigener Interpretation verfügbar machen? Genau das passiert wenn Bildung devaluiert. Der Kreis der wirklich gebildeten wird immer kleiner und für Machthabenden wird es immer einfacher den Rest zu manipulieren.

Das Beste Beispiel dazu sehen wir im Augenblick in Great Brittain, demnächst vielleicht Little Brittain zu nennen, wo Bildung in weite Teile der Bevölkerung aufgrund des Systems minimal ist und es relativ einfach ist von profane Ängste der Menschen gelenkt die Massen zu desaströse Entscheidungen zu motivieren. Ein demokratisches System nutzen, um ein Land wirtschaftlich in den Ruin zu treiben um dann…

Nein, Gerecht wäre Bildung dann, wenn nicht nur jeder Zugang dazu hätte (unabhängig der Finanzstatus der Eltern!), sondern wenn man Ungleiches endlich auch einmal ungleich bewertet. Nur so kann man meiner Meinung nach, gewährleisten, dass unsere Demokratie nicht von ein kleinen Kreis Manipulativen geleitet wird, sondern wieder mehr tatsächlich das gemacht wird, was im Interesse des Volkes ist.

Grundlage dafür ist, dass wir gemeinsam, durch ein entsprechendes Bildungssystem, dafür Sorge tragen, dass jedes Kind in unsere Gesellschaft, nach Maßgaben seiner Entwicklung und Fähigkeiten, die Chance bekommt seine maximale Bildungsziele zu erreichen. Der eine etwas langsamer als der andere, und sicher nicht allem auf dem gleichen Niveau, denn das würde wieder bedeuten, dass wir nicht mehr sehen, wie Ungleich Menschen eigentlich sind.

 

In diesem Sinne,


Olav