Heute schreibe ich einfach mal so, ohne konkreten Anlaß, ohne vorher eine IDee zu haben was ich schreiben werde. Vielleicht ist es deswegen ein wenig durcheinander, aber das sind Gedanken doch meistens, oder?

Jedenfalls meine Gedanken muss ich regelmäßig sortieren. Schauen, was relevant ist, was zum Thema passt und vor Allem, was man so mit anderen teilen kann oder will. Je mehr ich mich damit beschäftige, desto deutlicher wird es mir, dass es nicht nur mir so geht. Und das es, man wundere sich vielleicht, auch eine gesellschaftliche Erwartung ist bevor man seine Gedanken ausspricht diese zu sortieren und zu überlegen, ob es vernünftig ist diese zu teilen. Eine Art vorgreifenden Zensur also, meistens nicht direkt auf Basis von Gesetze, sondern mehr oder weniger auf Basis von soziale Konventionen bauend.

Nun sind soziale Konventionen immer ein zeitlich begrenztes Phänomen. Nichts ist unumstößlich oder irreversibel, wenn es um Konventionen geht. Ich bin aufgewachsen in einer Zeit, wo es noch Grund zu aufgeregte Gespräche im Dorf war, wenn jemand ein FKK-Strand besuchte. Quer durch alle neun (!) im Dorf vertretene etablierte Religionsgemeinschaften hindurch gab es Empörung. Nackt, igitt (jedenfalls die offizielle Version, was sich hinter den Vorhänge abspielte war ja nicht sichtbar).

Das wandelte sich dahingehend, dass die Vorhänge von immer mehr Wohnungen sich öffneten und sichbar wurde, was sich dahinter abspielte. Bildlich gesprochen natürlich (in den meisten Fällen jedenfalls). So groß wie die Empörung war als Phil Bloom 1967 beim Niederländischen Sender VPRO nackt im Fernsehen auftrat. Na ja, auftreten, sie saß in einem Sessel, nackt, und las eine Zeitung. Eine heiße Diskussion entbrannte und im Parlament wurde darüber diskutiert. Es kam, wie so oft in den Niederlanden, zu einem Konsens. „Funktionelles Nackt“ dürfte auch im Fernsehen gezeigt werden. Das bedeutete, wenn es zu der Geschichte die erzählt wurde passte, konnte man nackte Menschen zeigen.

Elf Jahre später hatte ein niederländische Popgruppe namens „Luv“ ein Hit mit dem Song „U.O.Me“, Titelsong von eine Sendung Namens Waldolala der in einem Bordell bzw. Nachtclub spielte und wo viel Nackt zu sehen war. Das Script war so geschrieben, dass es immer funktionell erschien nackt zu sein.

Heute wiederum wäre so eine Sendung einfach undenkbar. Die Privaten Sender haben es probiert und waren damit eine Zeit lang durchaus erfolgreich, doch inzwischen ist zwar hin und wieder noch nackt zu sehen, aber dann absolut nicht provokativ. Die Welle kam, überschwamm und ebte weg.

Die damals in 1967 in Frage gestellte Konvention der Sittlichkeit änderte sich um jetzt, etwas mehr als 50 Jahre später, doch wieder ein Sück zurück gekehrt zu sein. Zwar sind FKK-Strände nicht mehr so verpönt wie damals, aber sie kämpfen ums (buchstäblich) nackte Überleben.

Nach dem zweiten Weltkrieg gab es übergreifend in breite Kreise der Gesellschaft ein Bewußtsein dafür, dass so etwas wie zwischen ’33 udn ’45 geschehen nie wieder geschehen sollte. Auch wenn rechtes gedankengut nie ausgerottet war (und sein wird!), es war allgemein akzeptiert, dass ein viertes Reich absolut unerwünscht war.

Eine Gedanke die schon schnell durch die Realität der Machtinteressen überholt wurde, 20 Jahre nach Kriegsende für eine Zeit wieder kurz auferstand um dann immer weiter die Dogmen der NATO und Warschauerpakt zu weichen. Ganz langsam, unbemerkt von der große Masse, wurde Rechts immer Salonfähiger, auch durch gravierende Fehler der etablierte Parteien, die inzwischen allen die Verbindung zu der normale Bevölkerung verloren zu haben scheinen. Krankenhäuser sind inzwischen Gewinnorientiert. Nicht die Behandlung und Pflege der PatientInnen steht an erster Stelle, sondern die Kosten, nein, der Gewinn. Krankenkassen bauen riesige Verwaltungsgebäuden an bester Lage in schönster Architektur und sind gleichzeitig immer weniger bereit die tatsächliche Kosten der Behandlung und Pflege zu finanzieren. Würde nicht auch ein einfacher Betonbau reichen???

Eine Partei die vorgibt die Interessen der ArbeitnehmerInnen zu verteilen, deren Vorsitzender in sein Armani Anzüge mit dicker Zigarre eine Flasche Bier fordert (und bekommt…) führt ein System zur „soziale Sicherung“ ein, welches von ein inzwischen veruteilten Straftäter entwickelt wurde und gerade diese „kleine Menschen“ die man angeblich schützen will am Rand des Abgrundes führt, braucht sich nicht zu wundern, dass ihre Zielgruppe sich nicht mehr gerufen fühlt sie zu wählen. Verarschen kann man sich selbst, dazu braucht man keine SPD.

Es ist da ein Vakuum entstanden, ein Vakuum was geschickt gefüllt wird von eine Partei die wir eigentlich nie wieder sehen wollten. Hier in der BRD sind es die Konsorten der AfD rund Höcke, Storch und ihre Schergen, in den Niederlanden sind es Geert Wilders und (neuerdings) Thierry Baudet während in Frankreich schon seit Jahre die Front National sich rund die Le Pen Familie gruppiert.

Fürchteten wir in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts die RAF als linke Terrorgruppe, so fürchten wir heute die Rechte Terroristen die, so paradox dass erscheinen mag, ungewollt die ebenso gefährliche religiöse Terrorgruppen die Hand reichen.

So wie Hitler und Mussolini sich die Hand reichten und gemeinsam die Hände nach Hirohito ausstreckten.

Wird es nicht langsam Zeit für alle anständige Menschen aufzustehen und zu zeigen, dass wir nicht bereit sind menschenverachtende Strömungen in unsere Gesellschaft ein breiter Plattform zu geben?

In diesem Sinne,

Olav